Bisher 41.000 Erkrankte: Infektionskrankheit ist europaweit auf dem Vormarsch

WHO warnt vor „dramatischem Anstieg“: Zehntausende Europäer an Masern erkrankt

Masern sind auf dem Vormarsch
(RKI)

Die Zahl der Masernerkrankungen ist in der europäischen Region immens gestiegen. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag in Kopenhagen mitteilte, haben sich im ersten Halbjahr 2018 mehr als 41.000 Kinder und Erwachsene mit Masern infiziert. Mindestens 37 Todesfälle seien erfasst worden. Im gesamten Jahr 2017 waren in der WHO-Region Europa 23.927 Menschen erkrankt, 2016 waren es 5273.

„Nach der niedrigsten Zahl der Fälle im Jahr 2016 erleben wir einen dramatischen Anstieg von Infektionen und ausgedehnten Ausbrüchen“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

23.000 Fälle allein in der Ukraine

Jakab forderte die 53 Mitgliedstaaten der WHO-Region auf, umfassende Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. „Gute Gesundheit für alle beginnt mit der Impfung.“ Das Masernvirus ist sehr ansteckend und verbreitet sich leicht. Um Ausbrüche zu vermeiden, müssten 95 Prozent der Bevölkerung in allen Alters- und sozialen Gruppen geschützt sein, so die WHO.

Mehr als die Hälfte der Masernerkrankungen in diesem Jahr seien in der Ukraine aufgetreten (23.000), weil dort im Zuge der Konflikte Routinen für Impfung und Überwachung unterbrochen wurden. Aber auch in Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Russland und Serbien habe es mehr als 1000 Ansteckungen gegeben, heißt es in dem Bericht.

In Deutschland erkranken weniger Menschen

In Deutschland erkrankten nach Informationen des Robert Koch-Instituts im ersten Halbjahr 387 Menschen an Masern - deutlich weniger als im Vergleichszeitraum 2017 (knapp 800).  

Besonders häufig treten Masernausbrüche hierzulande in Ballungsräumen auf. Den Experten des RKI zufolge zeigen sich auch große regionale Unterschiede. „In einigen Bundesländern treten die Masern nur noch selten in Erscheinung, wie in Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland oder Sachsen-Anhalt“, heißt es in einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin.

Berlin und NRW besonders gefährdet

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Häufiger träten Masern hingegen etwa in Berlin und Nordrhein-Westfalen auf. Unter den fast jedes Jahr betroffenen Bundesländern seien insbesondere solche mit hoher Bevölkerungsdichte oder großen Ballungszentren, hieß es.

Dort begünstigen dem Bericht zufolge mehrere Faktoren eine schnelle Ausbreitung: Die Menschen lebten dichter zusammen. Außerdem erreichten durch Touristen, Studenten und Migranten importierte Masernfälle insbesondere die Ballungsgebiete. Dort sei es dann auch am wahrscheinlichsten, auf Menschen ohne Impfschutz zu treffen.

Trotz weniger Erkrankungen gibt es keine Entwarnung in Deutschland

Entsprechend verzeichnet im ersten Halbjahr 2018 etwa auch das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen, die höchsten Fallzahlen (173). Es hat auch pro eine Million Einwohner gerechnet besonders viele Fälle.

Bundesweit erkrankten nachweislich 387 Menschen an Masern - das war deutlich weniger als im Vergleichszeitraum 2017 (knapp 800). Ähnliche Schwankungen der Gesamtzahlen gab es stets in den vergangenen Jahren. Schon länger sieht das RKI bei Masernzahlen jedoch keine rückläufige Tendenz mehr.

Mediziner plädieren für Impfungen

Das hängt auch mit den Impfquoten zusammen. Es gebe - nicht näher benannte - Land- und Stadtkreise mit Nachholbedarf, schreiben die RKI-Experten. Laut dem Bericht liegen die Gründe für fehlende Impfungen weniger in einer „grundsätzlich impfkritischen Haltung“. Eher würden Impfungen verschoben und vergessen oder die Menschen wüssten nicht über die Empfehlungen Bescheid.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt die Elimination der Masern an. Die Krankheit geht mit grippeähnlichen Symptomen und später einem charakteristischen Hautausschlag einher. Sie schwächt das Immunsystem und kann in sehr seltenen Fällen tödlich enden. Gefährlich sind Masern vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.

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