Studie: Mehr Babys mit angeborenen Herzfehler aufgrund von Hitze | Weather.com

Studie: Mehr Babys mit angeborenen Herzfehler aufgrund von Hitze

sunny Berlin Street life, defocused image
Laut einer neuen Studie können zu hohe Temperaturen auch schwere Folgen für Neugeborene haben: Sie sollen der Grund für häufiger werdende Herzfehler bei Babys sein.

Die Erderwärmung hat eine bislang ungeahnte Folge: Aufgrund der steigenden Temperaturen kommen mehr Kinder mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Dies ist das überraschende Ergebnis einer Studie, die im Fachmagazin „Journal of the American Heart Association“ erschien.

Ihre Autoren um die Epidemiologin Wangjian Zhang von der University of Albany (US-Staat New York) haben untersucht, wie sich in acht repräsentativen US-Staaten der Klimawandel vollzieht und welche Belastung durch Hitzestress in den Jahren von 2025 bis 2035 für werdende Mütter erwächst. Dazu nutzten sie Klimaprognosen der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Studie: 7000 zusätzliche Fälle in den USA zu erwarten

Diese Prognosen lassen auf regionaler Ebene erkennen, wie viele extrem heiße Tage im Untersuchungszeitraum zu erwarten sind und wie Anzahl sowie Dauer von Hitzewellen künftig zunehmen. Daraus leiteten Zhang und ihre Kollegen ab, welchen Temperaturen die Schwangeren jeweils im Frühjahr und Sommer ausgesetzt sein werden.

Die Ergebnisse setzten die Forscher in Beziehung zu den Daten einer früheren Studie. Darin hatte Zhangs Kollegin Shao Lin für den Zeitraum von 1997 bis 2007 eruiert, wie stark das Risiko von Herzfehlern für Babys steigt, deren Mütter hohen Umgebungstemperaturen ausgesetzt waren. Daraus rechneten die Autoren der neuen Studie hoch, wie sich die Zahlen künftig entwickeln. Das Ergebnis: In der untersuchten Elf-Jahres-Periode sind in den acht US-Staaten 7000 zusätzliche Fälle zu erwarten.

Frühkindliche Herzkrankheiten als Folge der steigenden Temperaturen

Derzeit finden sich in den USA laut dem Center for Disease Control and Prevention jedes Jahr bei insgesamt 40.000 Neugeborenen Herzfehler. „Unsere Resultate beleuchten, wie dramatisch der Klimawandel die menschliche Gesundheit beeinträchtigen kann“, sagt Studienhauptautorin Zhang. „Es ist zu befürchten, dass frühkindliche Herzkrankheiten, die auf strukturellen Missbildungen beruhen, eine wichtige Konsequenz der steigenden Temperaturen sein werden.“

Jahrzehntelang seien schwangere Frauen als durch Hitze potenziell verwundbare Gruppe übersehen worden, resümieren die Autoren, dabei habe es Hinweise aus Tier- und Bevölkerungsstudien gegeben. Entsprechende Analysen hätten den Fokus aber auf Krankheiten der Herzkranzgefäße sowie der Atemwege gelegt.

Amerikanischer Mittelwesten besonders betroffen

Advertisement

Der neuen Studie zufolge werden sich die Fälle insbesondere im amerikanischen Mittelwesten häufen, gefolgt von den Staaten im Nordosten und Süden. Zwar beschränkt sich die Untersuchung auf die USA, doch auch in Europa und Deutschland dürften künftig mehr angeborene Herzfehler auftreten, schließlich steigen die Temperaturen auch hier.

Bleiben Sie immer über aktuelle Wetterwarnungen informiert und laden Sie sich hier die TWC-App herunter.

In Deutschland bis zu zehn von 1000 Babys betroffen

Laut dem Statistischen Bundesamt kamen in Deutschland im Jahr 2017 rund 785.000 Babys zur Welt (für 2018 liegen noch keine Daten vor). Statistisch sind von 1000 Lebendgeborenen jeweils acht bis zehn Säuglinge betroffen, was sich Schätzungen zufolge auf jährlich rund 6000 bis mehr als 7000 Kinder summiert. Über neunzig Prozent von ihnen erreichen heute das Erwachsenenalter.

Noch ist unklar, wie höhere Außentemperaturen die Geburtsfehler verursachen. Die Forscher haben jedoch einen Verdacht: Die Hitze könnte Körperzellen des Fötus absterben lassen, oder sie bewirkt, dass sogenannte Hitzeschock-Proteine die Erzeugung der für eine normale Entwicklung des Ungeborenen wichtigen Proteine stört, so dass Missbildungen auftreten.

Medizinerin rät Schwangeren extreme Hitze zu vermeiden

Betroffene leiden an fehlerhaft verbundenen oder verengten Blutgefäßen, auch können Herzkammern nicht ausreichend ausgebildet sein oder Herzklappen nicht richtig schließen; auch weitere Defekte sind bekannt. Insgesamt gelten Herzfehler als die häufigsten angeborenen Missbildungen bei Kindern. Um künftige zusätzliche Fälle zu vermeiden, mahnt Medizinerin Lin, es sei wichtig, die Ärzte für das Problem zu sensibilisieren. „Sie müssen ihren Patientinnen raten, extreme Hitze zu vermeiden“; so Lin, die ebenfalls an der University of Albany forscht. „Dies gilt insbesondere für die kritischen drei bis acht Wochen nach der Empfängnis.“

Lesen Sie auch: Keine Impfung, kein Unterricht! Schule ergreift nach Masernausbruch drastische Maßnahme

Advertisement