Coronavirus: China sperrt 11-Millionen-Stadt zu - Experten rechnen mit 4000 Infizierten | The Weather Channel

Coronavirus: China sperrt 11-Millionen-Stadt zu - Experten rechnen mit 4000 Infizierten

23.01.2020, China, Wuhan: Bürger kaufen Gemüse auf einem Markt in Wuhan. Die chinesische Regierung hat die besonders schwer von der durch den Coronavirus ausgelösten neuen Lungenkrankheit betroffene Millionenmetropole Wuhan praktisch abgeriegelt. Foto: Xiao Yijiu/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk ++

Die Zahl der mit dem neuen Coronavirus Infizierten ist aktuellen Berechnungen zufolge deutlich höher als die Zahl der festgestellten Fälle. Experten des Imperial College London gehen davon aus, dass bis zum 18. Januar bei etwa 4000 Menschen in der chinesischen Stadt Wuhan Symptome aufgetreten sind. Das geht aus einem Bericht des Zentrums für die Analyse globaler Infektionskrankheiten hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Bis Donnerstag wurde das Virus bei 571 Menschen nachgewiesen, wie die chinesische Gesundheitsbehörde berichtete.

Virus auch in Japan, Südkorea und Hongkong

Allein in der Provinz Hubei, deren Hauptstadt Wuhan ist, sind bislang 444 Fälle verzeichnet worden. Auch im Ausland sind bereits Infizierungen registriert worden - unter anderem in Japan und Südkorea, auch in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong wurde am Freitag ein Fall bestätigt. Die meisten Menschen sind aus Wuhan oder reisten dort kürzlich hin.

Zahlen basieren auf Rechenmodell

Die Schätzung der britischen Experten geht auf ein Rechenmodell zurück, in dem die im Ausland festgestellten Infektionen mit der Zahl der Flugreisenden, der Bevölkerung und der angenommenen Inkubationszeit verknüpft wurden. Es sei wahrscheinlich, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten deutlich höher ist als die Zahl der nachgewiesenen Fälle.

China sperrt Millionenmetropole Wuhan ab

Unterdessen hat China die Millionenmetropole Wuhan wegen des Ausbruchs des potenziell tödlichen Coronavirus weitgehend vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten. Spezialeinheiten der Polizei und paramilitärischer Truppen bewachten am Donnerstagvormittag den Bahnhof von Wuhan. Ab exakt 10.00 Uhr (Ortszeit) verschlossene metallene Sperren die Eingänge, Reisende wurden abgewiesen. Praktisch alle Anwesenden trugen Atemmasken.

23.01.2020, Philippinen, Manila: Ein Thermoscanner überprüft ankommende Passagiere am internationalen Flughafen von Manila. Die Regierung beobachtet die Ankunft der Passagiere genau, da ein Coronavirus-Ausbruch in Wuhan, China, Hunderte von Menschen infiziert. Foto: Aaron Favila/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Angst vor dem Coronavirus: Ein Thermoscanner überprüft die Temperatur ankommender Passagiere am internationalen Flughafen von Manila.
( Aaron Favila/AP/dpa)

Öffentlicher Verkehr in der Stadt eingestellt

Auch der Flugverkehr wurde eingestellt. Die staatliche „Volkszeitung“ twitterte unter Verweis auf die Lokalbehörden, auch städtische Busse, U-Bahnen, Fähren und Fernbusse würden vorläufig nicht fahren. Die Stadtbehörden riefen Bewohner auf, Wuhan nur unter besonderen Umständen zu verlassen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Genf: Noch kein globaler Gesundheitsnotstand

In Genf verschob die Weltgesundheitsorganisation derweil ihre Entscheidung darüber, wegen des Virus einen globalen Gesundheitsnotstand auszurufen.

Maskenpflicht – sonst droht Strafe

„Meines Wissens ist der Versuch, eine Stadt von elf Millionen Menschen zu beherrschen, neu für die Wissenschaft“, sagte Gauden Galea, der Vertreter der WHO in China, der Nachrichtenagentur AP in Peking. „Es ist noch nie als öffentliche Gesundheitsmaßnahme ausprobiert worden. Wir können zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, ob es funktionieren wird oder nicht.“

Die Behörden in Wuhan drängten Bewohner, in der Öffentlichkeit Atemmasken zu tragen: „Diejenigen, die die Warnung missachten, werden nach relevanten Gesetzen und Regulationen bestraft.“

Experten: Von Mensch zu Mensch übertragbar

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Die durch das Virus verursachte Lungenerkrankung hat mindestens 17 Menschen das Leben gekostet, Hunderte haben sich angesteckt. Erstmals brach das Virus im Dezember in Wuhan aus. Es ist nach Expertenmeinung von Mensch zu Mensch übertragbar, verbreitet sich über die Atemwege und mutiert möglicherweise. Die chinesische Gesundheitskommission rechnete zumindest mit einer Fortentwicklung des Virus, die Vorsichtsmaßnahmen müssten entsprechend angepasst werden.

WHO berät am Donnerstag

Ob und wie international auf das Virus reagiert wird, darüber sollte ein Expertengremium der WHO am (heutigen) Donnerstag weiter beraten. Eine weltweite Notlage gilt nach WHO-Richtlinien als „außerordentliche Situation“, bei der ein Risiko für andere Staaten besteht und die eine internationale Reaktion erfordert.

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Virus von Wildtieren

Das neue Virus kann Husten, Fieber, Atembeschwerden, aber auch Lungenentzündungen auslösen. Es wurde Gesundheitsexperten zufolge zunächst von Wildtieren übertragen, die in Wuhan illegal verkauft wurden.

Angst vor Epidemie wie bei Sars

Die chinesische Regierung will ein ähnliches Szenario wie bei der Sars-Pandemie von 2002 und 2003 verhindern. Damals hatte sich die ebenfalls durch ein Coronavirus verursachte Atemwegserkrankung von Südchina aus auf mehr als zwei Dutzend Länder ausgebreitet. Mehr als 800 Menschen starben. Im aktuellen Fall reagierten die Behörden jedoch deutlich schneller.

Sorge wegen Reisen zum Neujahrsfest

Sie fürchten, dass sich das Virus in den kommenden Tagen noch schneller ausbreiten könnte, weil das chinesische Neujahrsfest bevorsteht, zu dem Millionen Chinesen kreuz und quer durch das Land reisen, ins Ausland fliegen oder Besuch von dort erhalten. Viele Länder haben deswegen bereits ihre Vorsorgemaßnahmen verschärft.

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(Anm. d. Red., 11.30 Uhr: Der Artikel wurde mit der neuen potenziellen Infiziertenzahl ergänzt)

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