Höhere Strompreise zum Jahreswechsel – wie Verbraucher noch vor Silvester sparen können | The Weather Channel

Höhere Strompreise zum Jahreswechsel – wie Verbraucher noch vor Silvester sparen können

ARCHIV - 18.03.2011, Nordrhein-Westfalen, Köln: Eine Frau steckt den Stecker eines Staubsaugers in die Steckdose. Die Großhandelspreise für Strom sind in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen. An der Strombörse in Leipzig haben die Notierungen ein Niveau erreicht wie zuletzt vor sieben Jahren. (zu dpa «Strompreis auf Rekordkurs - Folgen für Verbraucher noch unklar» vom 16.09.2018) Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die gute Nachricht für Verbraucher: Die jüngsten Preiserhöhungen müssen Verbraucher nicht einfach hinnehmen
(dpa)

Auf zahlreiche Haushalte in Deutschland kommen im neuen Jahr höhere Energiekosten zu. Über 400 Anbieter in der gesamten Bundesrepublik haben angekündigt, zum 1. Januar 2020 ihre Strompreise anzuheben. Verbraucherschützer sehen diese Entwicklung kritisch. Welche Gründe hinter den steigenden Preisen stecken und was Stromkunden nun tun können – ein Überblick.

Schon 2019 begann für viele Stromkunden in Deutschland mit unangenehmen Nachrichten: Nachdem die Strompreise in den vorangegangenen Jahren weitgehend stabil geblieben waren, hoben viele Anbieter zum 1. Januar ihre Tarife in der Grundversorgung an. Im Durchschnitt betrugen die Teuerungen zwischen vier und fünf Prozent. Und auch im kommenden Jahr müssen sich zahlreiche Haushalte in Deutschland auf höhere Kosten für die Stromversorgung einstellen.

Unterschiede bei Anbietern

Über 400 Anbieter − etwa die Hälfte aller deutschen Grundversorger − haben nach Erhebungen der Vergleichsportale Check24 und Verivox zum Jahresbeginn Preiserhöhungen angekündigt oder ihre Tarife bereits erhöht. Im Durchschnitt wird der Strom den beiden Onlinediensten zufolge um 5,4 Prozent (Check24) beziehungsweise um 5,5 Prozent (Verivox) teurer.

Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden – das entspricht in etwa dem Bedarf einer vier- bis fünfköpfigen Familie – werden laut Check24 damit durchschnittlich 84 Euro mehr im Jahr fällig. Allerdings bestehen zwischen den einzelnen Anbietern große Unterschiede – denn die Preissteigerungen bewegen sich zwischen 0,44 und 14,9 Prozent.

Ökostromumlage als wichtigster Preistreiber

Auch wenn sich unter dem Strich die Teuerungsraten ähneln – die aktuellen Preissteigerungen haben andere Ursachen als Anfang des Jahres. Damals galten vor allem die Beschaffungskosten, die die deutschen Energieversorger zahlen müssen, als Kostentreiber. Im Gegensatz zu den zwei Jahren bis Januar 2019 sind die Preise an der Strombörse European Energy Exchange (EEX) in Leipzig jedoch zuletzt stabil geblieben. Anders die sogenannte EEG-Umlage, die etwa 22 Prozent des gesamten Strompreises ausmacht, und mit der die privaten Verbraucher zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland beitragen.

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Energiewende auf Kosten der Privathaushalte?

War die Umlage zuletzt zwei Jahre nacheinander gesunken, steigt sie nun wieder an. 6,756 Cent pro Kilowattstunde und damit im Vorjahresvergleich etwa fünf Prozent mehr werden 2020 dafür fällig. "Die Kosten für die Energiewende in Deutschland werden nach wie vor von den privaten Haushalten getragen", kritisiert Tiana Preuschoff, Referentin für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Die aktuellen Preiserhöhungen sind dafür ein handfester Beleg."

Kostensteigerungen gibt es darüber hinaus bei den Entgelten für die Stromnetze, auf die ein knappes Viertel des Gesamtstrompreises entfällt. Allerdings bestehen hier zum Teil deutliche regionale Unterschiede.

Kritik an Lastenverteilung

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Mit den Erlösen aus der EEG-Umlage wird die Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber gedeckt. Diese Unternehmen müssen den Betreibern von Solaranlagen und Windparks den Ökostrom, den diese in die Stromnetze einspeisen, zu festgelegten Sätzen abnehmen. Später verkaufen sie ihn an der Strombörse und damit auf dem freien Markt weiter.

Weil jedoch die Marktpreise seit Jahren deutlich unter den Einspeisevergütungen liegen, würden die Übertragungsnetzbetreiber ohne den Ausgleichsmechanismus hohe Verluste einfahren. Die Verbraucherzentralen fordern seit Jahren eine Neuverteilung der Kosten und neben den Bürgern auch die Einbindung von Staat und Wirtschaft in die Finanzierung der Energiewende.

So sollte ihrer Meinung nach die EEG-Umlage zum Teil aus Steuermitteln finanziert werden. Die Stromsteuer müsste demnach weitgehend abgeschafft und die Netzentgeltbefreiung für Unternehmen aufgehoben werden. "Das momentane Finanzierungsmodell für die Energiewende ist ungerecht – die Verbraucher werden dabei unverhältnismäßig stark belastet", resümiert Verbraucherschützerin Preuschoff.

Spartipps für Verbraucher

Die gute Nachricht für Verbraucher: Die jüngsten Preiserhöhungen müssen sie nicht einfach hinnehmen. Das deutsche Energierecht räumt Stromkunden ein Sonderkündigungsrecht bei Vertragsänderungen ein – das betrifft auch Preisänderungen.

Die Kündigung muss allerdings bis zum Zeitpunkt des Wirksamwerdens der Änderung – in der Mehrzahl der aktuellen Fälle der 1. Januar 2020 – vorliegen. Sie sollte also bis spätestens einen Tag vorher beim Anbieter eingegangen sein. Verbraucher, die sich wegen einer angekündigten Strompreiserhöhung einen neuen Anbieter suchen wollen, sollten dies also bald tun. "Durch einen Wechsel lässt sich in fast allen Fällen Geld sparen", sagt Energierechtsexpertin Preuschoff.

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