Streuobstwiesen leiden unter falscher Pflege – Kurse sollen helfen | Weather.com

Streuobstwiesen leiden unter falscher Pflege: Hobbygärtner-Kurse sollen helfen

Sachsen, Gopplasgrün: Ein Baum trägt viele Äpfel auf der Versuchsstreuobstwiese Gopplasgrün des Landschaftspflegeverbandes Oberes Vogtland. (Kristin Schmidt/dpa)
Sachsen, Gopplasgrün: Ein Baum trägt viele Äpfel auf der Versuchsstreuobstwiese Gopplasgrün des Landschaftspflegeverbandes Oberes Vogtland.
(Kristin Schmidt/dpa)

Nach den letzten Erntetagen zieht Ruhe ein auf den Streuobstwiesen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. 1300 Bäume stehen in der Umgebung des kleinen Ortes Eubabrunn im Vogtland, liefern Äpfel und Kirschen und sind Teil einer jahrzehntelangen Versuchsreihe.

Bleiben Sie mit der kostenlosen App von The Weather Channel immer auf dem neuesten Stand! Hier herunterladen!

"Wir wollen herausfinden, welche Sorten an welchem Standort und auch in höheren Mittelgebirgslagen die besten Erträge bringen", sagt Christoph Mann, langjähriger Chef und Gründer des Landschaftspflegeverbandes Oberes Vogtland. Dazu wurden über die Jahre bis auf eine Höhenlage von 650 Metern insgesamt 30 Streuobstwiesen angelegt.

N​ur Obstbaumwarte bekommen Förderung

Seit 1990 beschäftigt sich der Verband als ältester seiner Art in Sachsen mit Streuobstanbau und Sortenvielfalt – und wird das Wissen als Kooperationspartner der Landesstiftung Natur und Umwelt zukünftig auch weitergeben. Ende Oktober (ab 23. Oktober) startet der erste Sachkundekurs zur Obstbaumpflege in Sachsen.

Der sechstägige Lehrgang schließt mit einem befristeten Zertifikat für zwei Jahre ab, heißt es dazu von der Landesstiftung. "Unser Kurs wird aufgebaut, da die Zertifizierung als Obstbaumwart ab sofort Voraussetzung für eine Förderung ist", erklärt ein Sprecher. Möglichst vielen Antragstellern soll dadurch der Zugang zu einer finanziellen Unterstützung ihrer Streuobstwiese ermöglicht werden. Dies geschieht im Rahmen der neu aufgelegten Richtlinie "Natürliches Erbe", die seit Juli 2023 in Kraft getreten ist.

"Handlungsbedarf steigt"

Denn es häufen sich die Probleme auf den sächsischen Streuobstwiesen. "Es gibt zwar viele Initiativen, um eine Streuobstwiese anzulegen. Aber es fehlt oft am Wissen, diese richtig zu pflegen und zu erhalten", sagt Christoph Mann. Laut Landesstiftung besitzen nur wenige Personen in Sachsen bisher eine entsprechende Qualifizierung und andere vergleichbare Kenntnisse werden derzeit für die Förderung nicht anerkannt.

Auch der Landesstiftung zufolge ist der Kurs dringend notwendig: "Zunehmend wird deutlich, dass die alten Streuobstbestände mangels Pflege und Bewirtschaftung zusammenbrechen, so dass der Handlungsbedarf steigt", so der Sprecher. Meist werden die Wiesen noch beweidet, aber das Obst nicht genutzt. "Dadurch besteht wenig Anreiz, die Bäume zu pflegen oder neue zu pflanzen. Die Bestände sind überaltert."

K​urs lehrt Baumpflege und Baumgesundheit

Bis 2024 werde der Kurs für ganz Sachsen ausschließlich in Eubabrunn angeboten. 360 Euro Teilnahmegebühr und ein Bewerbungsverfahren werden Streuobstwiesenbesitzer investieren müssen, wenn sie ein Zertifikat erlangen möchten. Die drei Kurse, die in diesem Jahr in Eubabrunn stattfinden sollen, sind ausgebucht.

Advertisement

Baumpflege, Baumgesundheit und Arbeitsschutz seien einige Kursinhalte, so Christoph Mann. Auch der richtige Baumschnitt wird gelernt. "Die Schnitte unterscheiden sich, je nachdem, ob ich einen Baum gerade erst pflanzen, großziehen oder erhalten möchte", sagt Mann.

I​mmer mehr Anträge auf Unterstützung

Die Förderung einer Streuobstwiese richtet sich nach den Bäumen - bis zu 360 Euro könnte es für jedes gut gepflegte Exemplar einmalig geben. Streuobstwiesenbesitzer stellten in den vergangenen Jahren zunehmend Anträge auf eine solche finanzielle Unterstützung bei der Pflege, wie Zahlen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zeigen.

Bei der vorherigen Förderrichtlinie stiegen die Anträge von 62 im Jahr 2015 auf 123 im Jahr 2022. Für die neue Direktive "Natürliches Erbe 2023" lägen noch keine Förderanträge vor.

Landschaftspflegeverband lädt zu Kernobstmesse

Auf den eigenen Streuobstwiesen des Landschaftspflegeverbandes im Vogtland ist die Ernte gerade abgeschlossen. Historische Apfelsorten wachsen hier neben Neuzüchtungen aus dem Julius Kühn-Institut Dresden-Pillnitz. "Wir wollten wissen, welche besonders gut mit Schädlingsbefall und Krankheiten zurechtkommen", erläutert Mann die Sortenvielfalt.

Die besten Erträge lieferten in den vergangenen Jahren die neueren Sorten "Renora" und "Topaz" und die historischen Varianten "Albrechtsapfel", auch bekannt unter dem Sortennamen "Prinz Albrecht von Preußen", und "Berner Rosenapfel".

Auf der anstehenden Kernobstmesse in Eubabrunn (31.10.) möchte der Landschaftspflegeverband mit 200 ausgestellten Apfelsorten und Pomologen sein umfangreiches Wissen weitergeben. Ein Tipp für Hobbygärtner und Besitzer eigener Streuobstwiesen: "Auch eigene Äpfel können mitgebracht und vor Ort bestimmt werden", so Mann.

Z​um Thema:

So erschafft man einen Garten, der sich fast alleine pflegt

Advertisement