Frau sorgt für Flughafen-Chaos in München - 200 Flüge fallen aus

Frau sorgt für Flughafen-Chaos in München - 200 Flüge fallen aus

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Noel aus Bremen wartet am Terminal 2 am Flughafen mit seinen Freunden auf ihren Flug in den Urlaub nach Calella (Spanien).
(dpa)

Eigentlich sollten sie schon im klimatisierten Flugzeug in Richtung Frankfurt sitzen. Stattdessen sitzt Timo (13) auf einem Rollkoffer und Annika (9) auf dem Boden der überhitzten Abflughalle von Terminal 2 des Flughafens München. Mit ihren Eltern sollte es am Samstagmorgen in die Dominikanische Republik gehen - die Sommerferien haben gerade begonnen. Doch nun liegen die Nerven blank. "Wir haben null Infos. Wir stehen hier seit zwei Stunden und wissen nichts", sagt ihre Mutter. Wie der Familie geht es Tausenden Fluggästen, die auf dem Weg in den Urlaub sind.

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Der Grund: Eine unbekannte Frau gelangte am Morgen in einen Sicherheitsbereich, ohne vorher kontrolliert worden zu sein. Nach Angaben der Regierung von Oberbayern, die für die Personenkontrollen am Flughafen verantwortlich ist, war die Frau zunächst ordnungsgemäß an einem Bodyscanner kontrolliert worden.

Polizei fahndet

Jedoch beanstandeten Sicherheitsleute ihr Handgepäckstück und die Frau ging weg. Später sei die Reisende ohne das Gepäckstück zurückgekommen und dann ohne Kontrolle in den gesicherten Bereich gelangt, wie eine Sprecherin sagte.

Entgegen einer klaren Anweisung habe das Sicherheitspersonal aber keinen Alarm ausgelöst, sagte die Sprecherin weiter. Erst nachdem die Aufsichtsbehörde, das Luftamt Südbayern, über den Vorfall Kenntnis hatte, wurde die Bundespolizei informiert. Diese wiederum ordnete die Räumung von Terminal 2 und dem dazugehörigen Satelliten-Terminal an. Bis zum Nachmittag wurde die Frau nicht gefunden, die Fahndung läuft.

Die Nerven liegen blank

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In Lautsprecherdurchsagen am Flughafen war zunächst nur die Rede von einem Polizeieinsatz. Unsicherheit machte sich breit. Das Internet sei am frühen Morgen überlastet gewesen, an Informationen sei man nicht gekommen, erzählt Stefanie Fach. "Wir wussten nichts. Die erste Durchsage kam erst spät und man hat sie nicht genau verstanden." Die Mitarbeiter an der Gepäckausgabe hätten sie dann beruhigt. Stunden später herrscht immer noch absolute Ungewissheit.

Die Menschen stehen, sitzen und liegen am Mittag im Check-in-Bereich. Kaum einer weiß, wie es weitergeht. Per Lautsprecherdurchsage werden sie aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Viele fächern sich mit ihren Flugtickets Luft ins Gesicht. Manch einer verliert die Nerven. Eine erboste Frau geht einen Flughafenmitarbeiter an: "Wo ist das Problem? Wo ist das Problem?" Die Antwort: "Weiß nicht."

Chaos und wenige Informationen

Noel dagegen gibt sich entspannter. Der 20-Jährige will eigentlich nach Barcelona in Spanien fliegen, um in der Stadt Calella mit seinen Kumpels Party zu machen. Daraus wird erstmal nichts. Mit Sonnenbrille auf dem Gesicht liegt er auf den Fliesen der Halle und versucht sich zu entspannen. Anthony Michaels-Moore will mit Frau und seinen zwei Kindern eigentlich nach Albuquerque (USA) fliegen. "Wir wissen nicht, was los ist. Informationen kommen viel zu spät", sagt der 61-Jährige.

Gegen Mittag hallen konkretere Durchsagen durch das Terminal: Die Polizei habe den Sicherheitsbereich der beiden Abflughallen wieder freigegeben. Nicht mehr lange, dann sollen auch wieder Flugzeuge vom Terminal 2 abheben. Doch bis die vielen Tausend Fluggäste wieder durch den Sicherheits-Check sind, dauert es. Sicherheitsmitarbeiter drängen sich durch die Menge in der Warthalle und verteilen Wasser. Mit speziellen Großlüftern leitet die Flughafenfeuerwehr frische Luft in die Halle.

"Am Ende müssen sie uns wieder mit heim nehmen"

Ein Sprecher vom Flughafen teilt mit: Mindestens 200 Flüge sind ausgefallen. Rund 60 Flüge sind verspätet. Auch der Flug von Familie Fach nach Irland wurde gestrichen. Wann es wie, wo weitergeht - davon haben sie am frühen Nachmittag immer noch keine Ahnung.

Die Großeltern aus Rosenheim kommen vorsichtshalber zum Flughafen und kümmern sich um die Kinder. "Am Ende müssen sie uns wieder mit heim nehmen", sagt Stefanie Fach enttäuscht.

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