Kleinwindanlagen – eine gute Anschaffung? | Weather.com

Lohnen sich Miniwindräder für Einfamilienhäuser? Ein Energieexperte klärt auf

Residential wind turbine on a house in Almere, the Netherlands
Nicht für jeden lohnt sich die Anschaffung von Miniwindrädern.
(GettyImages)

Windkraftanlagen leisten ohne Zweifel einen sehr wichtigen Beitrag zur Energiewende: Auch wenn der Ertrag je nach Witterung schwankt, stammt in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamts etwa die Hälfte des gesamten erneuerbaren Stroms aus Windenergie.

Doch kann das, was im Großen gut funktioniert auch im Kleinen gelingen? Lohnt es sich, wenn auf Privatgrundstücken Kleinwindanlagen aufgestellt werden – etwa im Garten oder auf dem Dach? „In den allermeisten Fällen nicht“, sagt Peter Kafke, Energieexperte beim Bundesverband Verbraucherzentrale.

Zwei Gründe sprechen gegen eine Anschaffung

Dem Diplom-Physiker zufolge sprechen vor allem zwei Gründe dagegen, sich als Privatperson eine solche Anlagen anzuschaffen: „Auch wenn das letztendlich nicht das Entscheidende sein soll, so muss man einfach festhalten, dass die Anlagen verhältnismäßig teuer sind und typischer Weise rund 5000 Euro pro Kilowatt Nennleistung kosten“, sagt er. „Das liegt vor allem daran, dass die Mini-Windanlagen meist nur in Kleinserien hergestellt werden und da keine Skaleneffekte entstehen. Großanlagen in großer Stückzahl kosten pro kW Leistung nur rund ein Drittel der Kleinen.“

Das viel gewichtigere Argument ist laut Kafke aber die Physik. „Wer Kraft aus Wind herausziehen will, der braucht auch starken Wind. Die Ausbeute geht in dritter Potenz mit der Windgeschwindigkeit. Das bedeutet: Doppelte Windgeschwindigkeit bringt den achtfachen Ertrag – aber die halbe eben auch nur ein Achtel. Manche glauben, wenn sich ab und zu mal die Äste vom Apfelbaum biegen, könnte das schon für die Stromerzeugung reichen, aber das langt für einen guten Jahresertrag eben nicht aus.“

Selbst wenn die Kleinanlage in einer Gegend aufgebaut wird, in der es traditionell eher windig ist, so sind laut Kafke in den allermeisten Fällen Bäume oder andere Häuser im Weg, sodass der Wind abgebremst wird. „Deswegen werden die großen Anlagen ja auch immer höher gebaut. Allein bei einem zehn Meter hohen Mast braucht es eine freie Bahn von etwa 100 Metern, damit genug Wind ankommt.“

Einspeisevergütung lohnt sich angesichts der Investition nicht

Um den Ertrag zu verdeutlichen, schätzt Kafke ab: „Ein Propeller mit einem Rotordurchmesser von zwei Metern, einer Rotorfläche von rund 3 Quadratmetern und einer Nennleistung von einem Kilowatt erzeugt bei schwachem Wind im Binnenland etwa 300 kWh Strom pro Jahr. Wenn dieser im eigenen Haus verbraucht wird, hat der gesparte Netzstrom etwa einen Wert von 100 Euro pro Jahr.“ Zwar können Betreiber eine Einspeisevergütung von 6 Cent pro kWh bekommen, doch Netzeinspeisung lohnt sich laut Kafke angesichts der Investition definitiv nicht.

Für ganz Deutschland verallgemeinern möchte Kafke seine Skepsis gegenüber der Kleinwindkraftanlagen allerdings nicht. „Es gibt Gegenden, da könnte sich das vielleicht lohnen“, sagt er. „Wer an einer Küste wohnt wo die Gegend drumherum unbebaut ist und die Anlage an einer exponierten Stelle aufbauen kann, der hat vielleicht fünfmal so viel Ertrag mit unserer Ein-Kilowatt-Beispielanlage wie vorhin für schwachen Wind im Binnenland genannt. Für den würde sich das eventuell amortisieren während der Lebensdauer der Anlage.“

Vor dem Aufstellen ein Jahr lang den Wind messen

Um zweifelsfrei herauszufinden, ob eine Miniwindanlage lohend ist, sollte laut Energieexperte möglichst ein Jahr lang der Wind am eigenen Standort gemessen werden. „Je nach Preis des geplanten Windrads sollte man vielleicht auch Geld für eine Messung ausgeben und sich damit mehr Sicherheit über den realistischen Stromertrag verschaffen“, rät er. Empfehlenswert wäre die Anschaffung eines guten Messgeräts und die eigene Durchführung der Messung.

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Schließlich gibt Kafke zu bedenken, dass vor allem bei Anlagen auf dem Dach oder am Giebel Vibrationen auf das Gebäude übertragen werden können und die Geräusche die Bewohner erheblich stören.

Alles in allem gibt es nach Ansicht des Energieexperten deutlich wirtschaftlichere Investitionen in erneuerbare Energien als die Montage einer Kleinwindkraftanlage auf einem windschwachen Grundstück. Fans von Windkraft können aber trotzdem ihren Beitrag leisten: Indem sie sich beispielsweise bei einer Betreibergemeinschaft von großen Windrädern beteiligen. „Die großen Windräder haben einen deutlich höheren Nutzen – und nicht zuletzt auch eine erheblich bessere Wirtschaftlichkeit“, sagt Kafke.

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