Was über das verschollene Tauchboot mit Ziel „Titanic“ bekannt ist | Weather.com

Was über das verschollene Tauchboot mit Ziel „Titanic“ bekannt ist

FILE - This undated photo provided by OceanGate Expeditions in June 2021 shows the company's Titan submersible. On Monday, June 19, 2023, a rescue operation was underway deep in the Atlantic Ocean in search of the technologically advanced submersible vessel carrying five people to document the wreckage of the Titanic, the iconic ocean liner that sank more than a century earlier. (OceanGate Expeditions via AP, File)
Fünf Menschen sind an Bord des Tauchboots "Titan" auf dem Weg zur "Titanic" verschollen. Der Kontakt brach eine Stunde nach Beginn des Tauchgangs ab. Für Rettungskräfte und die Vermissten hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen
(AP)

In abgelegenem Gebiet im Nordatlantik ist ein Boot vor Tagen für eine Expedition zum Wrack der „Titanic“ abgetaucht - und seither nicht mehr gesehen worden. Die amerikanische Küstenwache hat die Federführung bei der Suche nach dem kleinen Boot namens „Titan“ mit fünf Menschen an Bord. Was wir bislang wissen:

Wann und wo ist die „Titan“ verschollen?

Das Tauchboot ging am Sonntagmorgen (Ortszeit) unter Wasser. Es legte von einem Eisbrecher ab, der vom Unternehmen OceanGate Expeditions angemietet und einst von der kanadischen Küstenwache betrieben wurde. Das Schiff beförderte Dutzende Menschen samt dem Tauchboot zu der Unglücksstelle der „Titanic“. Dort absolviert die „Titan“ für gewöhnlich gleich mehrere Tauchgänge.

Der Kontakt zwischen der jetzt verschollenen Crew und dem Begleitschiff brach etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Abtauchen des Boots ab, wie die Küstenwache mitteilte. Vermisst gemeldet wurde die „Titan“ laut der kanadischen Koordinierungsstelle für Rettungseinsätze rund 700 Kilometer südlich der Küstenstadt St. John's in Neufundland.

David Concannon, Berater von OceanGate, sagte der Nachrichtenagentur AP, das Tauchboot habe eine Sauerstoffversorgung für 96 Stunden - beginnend ab Sonntagmorgen um etwa 6 Uhr. Die Behörden arbeiteten darauf hin, ein ferngesteuertes Fahrzeug, das eine Tiefe von 6000 Metern erreichen kann, so schnell wie möglich zum U-Boot zu bringen.

Wer ist an Bord?

Der Küstenwache zufolge tauchte ein Pilot mit vier „Missionsspezialisten“ ab. Letztere sind Touristen, die für die von OceanGate angebotenen Expeditionen in die Tiefe zahlen. Die „Missionsspezialisten“ wechseln sich bei der Inbetriebnahme von Sonargeräten und anderen Aufgaben im Tauchboot ab. Einer der fünf Insassen ist der britische Geschäftsmann Hamish Harding, wie sein Unternehmen Action Aviation mitteilte.

Der Milliardär hat sich als Abenteurer einen Namen gemacht. Harding hält gleich drei Guinness-Weltrekorde, darunter für die längste Verweildauer in den Tiefen des Ozeans in einem bemannten Tauchboot. Den Rekord stellte er auf, als er mit dem Abenteurer Victor Vescovo im März 2021 zum tiefsten Punkt des Marianengrabens tauchte, dem tiefsten bekannten Ort der Erde. Im Juni 2022 flog Harding in einer Kapsel, die von der New-Shepard-Rakete des Unternehmens Blue Origin befördert wurde, ins All.

Um was für ein Tauchboot handelt es sich?

Die „Titan“ kann 4000 Meter tief tauchen - und zwar „mit einer komfortablen Sicherheitsmarge“. Dies geht aus Gerichtsakten hervor, die OceanGate im April bei einem US-Bezirksgericht in Virginia einreichte, das für die 1912 untergegangene „Titanic“ zuständig ist.

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In Gerichtsunterlagen von Mai 2021 erklärte OceanGate, die „Titan“ verfüge über eine „unvergleichliche Sicherheitsfunktion“, die bei jedem Tauchgang die Unversehrtheit des Rumpfs prüfe. Zum Zeitpunkt dieser Angabe hatte die „Titan“ mehr als 50 Test-Tauchgänge hinter sich, darunter einen Versuch, der sie auf eine vergleichbare Tiefe des versunkenen „Titanic“-Wracks brachte. Die Tests seien vor der Küste der Bahamas und in einer Druckkammer erfolgt, teilte das Unternehmen mit.

Bei einer Expedition im Jahr 2022 hatte Ocean Gate laut Gerichtsakten vom November gemeldet, dass das Tauchboot bei seinem ersten Tauchgang ein Batterieproblem gehabt habe und manuell an einer Hebeplattform habe befestigt werden müssen.

Was war der Auftrag der „Titan“?

Ziel der OceanGate-Expeditionen ist es, den Verfall der „Titanic“ zu erfassen und das Unterwasser-Ökosystem zu erforschen, das oft bei Schiffshavarien entsteht. Über das, was vom Wrack des Ozeanriesen noch übrig ist, machen sich nach und nach metallfressende Bakterien her. Sie verschlingen täglich Eisen-Wrackstücke mit Hunderten Pfund Gewicht, das Krähennest - der Ausguck im Mast - ist schon verschwunden.

Einige Experten glauben, dass das in einer Tiefe von 3800 Metern liegende Schiffswrack in einigen Jahrzehnten verschwunden sein dürfte. Schon jetzt klaffen Löcher im Rumpf.

OceanGate bestückte die „Titan“ mit hochauflösenden Kameras und sogenannten Multibeam-Sonargeräten - also hochmodernen Geräten zur Vermessung des Meeresbodens. Die Zersetzung des „Titanic“-Wracks nachzuzeichnen, kann Forschern helfen, das Schicksal anderer Wracks in den Tiefen der Meere vorauszusagen - etwa jene, die während der Weltkriege sanken. Ein Fokus liegt auch auf dem Meeresleben. Hunderte Spezies sind bisher nur am Wrack gesichtet worden.

„Der Ozean nimmt sich dieses Ding, und wir müssen es dokumentieren, ehe alles verschwindet oder unkenntlich wird“, sagte Stockton Rush, Präsident von OceanGate Expeditions, im Jahr 2021 der AP.

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