Warum die rechte Seite von Hurrikanen so gefährlich ist | Weather.com

Zerstörerisch: Warum die rechte Seite von Hurrikanen so gefährlich ist

US-Meteorologen bezeichnen die rechte Seite des Hurrikans auch als die "dreckige Seite", da von dieser Seite die größte Zerstörungskraft ausgeht.

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Sie bleiben nach wie vor unberechenbar und sind immer wieder für eine böse Überraschung gut. Auch wenn sich die Berechnungsmodelle für Hurrikane stetig verbessern, sind sie für Meteorologen immer noch schwer vorherzusagen. Denn Wirbelstürme drehen mitunter plötzlich ab und ändern kurzfristig ihre Zugbahn.

Manchmal entwickeln sie sich auch explosionsartig wie Hurrikan Erin in diesem Jahr. Der erste Wirbelsturm der Atlantischen Hurrikan-Saison 2025 hat sich bereits einen Eintrag in die Geschichtsbücher gesichert.

Rekord-Hurrikan Erin überraschte selbst erfahrene Meteorologen

Am Freitag, den 15. August 2025, zog Erin noch als Hurrikan der Kategorie 1 über den Atlantik. Die Windgeschwindigkeiten erreichten 120 km/h. Nur knapp 24 Stunden später hatte sich der Wirbelsturm zur höchsten Kategorie 5 entwickelt (257 km/h). Seit Beginn der Aufzeichnungen hat sich kein anderer atlantischer Hurrikan im Monat August so schnell und so stark entwickelt. Selbst erfahrene Meteorologen waren überrascht.

Bei der sogenannten rapiden Intensivierung nehmen die Windgeschwindigkeiten eines Hurrikans binnen 24 Stunden um mindestens 56 km/h zu. Dieses Phänomen tritt eher bei Wirbelstürmen auf, die sich später in der Saison bilden, meist ab September.

Satellitenbild zeigt den Major Hurricane Erin. Das Bild wurde am Montag, 18. August um 14 Uhr aufgenommen und zeigt, wie der Wirbelsturm in der Karibik Richtung Bahamas zieht, vorbei an Puerto Rico und der Dominikanischen Republik und Haiti. Foto: NOAA
Satellitenbild zeigt den Major Hurricane Erin. Das Bild wurde am Montag, 18. August um 14 Uhr aufgenommen und zeigt, wie der Wirbelsturm in der Karibik Richtung Bahamas zieht, vorbei an Puerto Rico und der Dominikanischen Republik und Haiti.
(NOAA)

Wo liegt die gefährliche Seite des Hurrikans?

Die komplexen Vorgänge innerhalb des Hurrikans selbst machen die Vorhersagen für Meteorologen so herausfordernd. Der Hurrikan setzt sich aus einem rotierenden Gewittersystem zusammen, das ständig in Bewegung ist und in Wechselwirkung mit der Atmosphäre steht. So können zum Beispiel auch großräumige Hoch- oder Tiefdrucksysteme die Geschwindigkeit und die Zugbahn von Wirbelstürmen beeinflussen.

Auf der Nordhalbkugel gilt die rechte Seite von Hurrikanen gefährlich. Hier sind die Winde bis zu 50 Prozent stärker.
Auf der Nordhalbkugel gilt die rechte Seite von Hurrikanen gefährlich. Hier sind die Winde bis zu 50 Prozent stärker.
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Bei der Vorhersage ist für Meteorologen vor allem die Zugrichtung des Hurrikans wichtig. Denn sie gibt Aufschluss darüber, wo die Gefahr für Menschen am höchsten sein wird. Für die Gefahrenermittlung werden Wirbelstürme dafür in vier Quadranten unterteilt, die immer relativ zur Bewegungsrichtung sind.

Auf der Nordhalbkugel ist meist die rechte Seite des Hurrikans die gefährliche, weil sie die größte Zerstörungswut entwickelt. Bei nordwärts ziehenden Wirbelstürmen treten im rechten oberen Quadranten die stärksten Winde auf: „Die Winde fallen auf dieser ‘dreckigen’ Seite bis zu 50 Prozent stärker aus als auf der linken ‘sauberen’ Seite”, sagte Robert Rogers, Meteorologe der US- Wetter- und Klimabehörde NOAA im Interview mit der BBC. Das gelte besonders dann, wenn ein Hurrikan sich schnell fortbewege, etwa bei einer Zuggeschwindigkeit zwischen 24 und 32 km/h.

Warum steigt bei einem Hurrikan die Tornado- und Flutgefahr?

Die stärkeren Winde beschwören noch andere Gefahren herauf. So ist auf der rechten Seite nicht nur die Tornadogefahr am höchsten, auch Sturmfluten fallen besonders stark aus, weil mehr Wasser mitgeführt wird. Die heftigen Winde schaufeln das Wasser regelrecht gegen Land. Meterhohe Sturmfluten sind dann die Folge.

Wie Meteorologe Rogers erklärte, würde zudem das Windfeld auf der „dreckigen“ Seite häufig eine größere Fläche abdecken, weshalb sich auch die Wetterbedingungen viel schneller verschlechtern würden als auf der linken „sauberen“ Seite des Hurrikans.

Auf der Südhalbkugel verhält es sich genau andersherum. Aufgrund der Corioliskraft drehen sich Tiefdruckgebiete und folglich auch Stürme auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn und auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Deshalb gilt auf der Südhalbkugel die linke Seite von Hurrikanen als die gefährliche.

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