Herbstwetter: Diese Phänomene kommen jetzt | Weather.com

Herbstwetter: Diese Phänomene erwarten uns jetzt

Der Herbst in Deutschland ist geprägt von Vielfalt: Nebel, Sturm, Dauerregen oder erste Schneeflocken – die Übergangsjahreszeit bringt typische Wetterlagen mit sich. Eine Expertin des Deutschen Wetterdienstes erklärt, wie sie entstehen.

Hitze im Herbst
Nebel ist laut dem DWD nichts anderes als eine gewöhnliche Wolke, die am Boden aufliegt – und ist ein typisches Wetterphänomen im Herbst
(GettyImages)

Der Herbst zeigt sich nicht nur in bunten Blättern und kürzeren Tagen, sondern auch in besonders wechselhaftem Wetter. „Viele der typischen Bilder, die wir vom Herbst im Kopf haben – Nebelschwaden, stürmische Böen oder graue Dauerbewölkung – spiegeln sich tatsächlich in den meteorologischen Charakteristika der Jahreszeit wider“, sagt Tanja Egerer vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Ob es ein „goldener Herbst“ werde, der in deutschen Laubwäldern an den nordamerikanischen Indian Summer erinnere, lasse sich noch nicht sicher sagen. Die Lang- und Mittelfristprognosen sind laut Egerer derzeit unsicher. Bestimmte Wetterphänomene träten jedoch nahezu jedes Jahr auf.

Nebel am Boden und in der Höhe behindern die Sicht

Typisch für den Herbst sind nach Angaben des DWD morgendliche Nebelfelder, die Verkehr und Alltag beeinträchtigen. Am häufigsten trete in Deutschland der Strahlungsnebel auf. Er entstehe in klaren, windschwachen Nächten, wenn der Boden Wärme abstrahle und die Luft in Bodennähe so weit abkühle, dass Wasserdampf kondensiere. Meist löse er sich am Vormittag wieder auf, manchmal halte er sich aber auch länger. Weitere Formen seien Advektionsnebel, der beim Aufgleiten feuchter Warmluft über kälteren Untergrund entstehe, sowie Seenebel, wenn feuchte Luft über kalte Wasserflächen ziehe. Der DWD weist darauf hin, Nebel sei „nichts anderes als eine gewöhnliche Wolke, die am Boden aufliegt.“

Hochnebel als Form des Strahlungsnebels unterscheide sich dadurch, dass es sich um eine gleichmäßige, tiefliegende Wolkenschicht handele, die vom Boden abgehoben sei. „Besonders Hochnebel hält sich manchmal hartnäckig und kann für das bekannte graue Novemberwetter sorgen“, erklärt Egerer.

Herbststürme: Wenn der Jetstream Fahrt aufnimmt

Stürme gehören laut Egerer ebenfalls zum herbstlichen Bild. Sie entstünden, wenn sich der Temperaturunterschied zwischen Polargebieten und Tropen verstärke. In höheren Luftschichten komme dadurch das Starkwindband, der Jetstream, in Gang. „Wenn ein Tiefdruckgebiet am Boden mit dem Jetstream in der Höhe interagiert, können besonders kräftige Stürme entstehen“, sagt Egerer.

Betroffen seien vor allem Küstenregionen und Bergspitzen, grundsätzlich könne es aber überall in Deutschland zu schweren Stürmen kommen – auch in Tallagen wie dem Rheintal. Ob ein Sturm lokal besonders heftig ausfalle, hänge aber immer stark von der Zugbahn eines Tiefs ab.

Föhn: Warme Luft vom Alpenrand

In Süddeutschland bringe der Föhn an manchen Herbsttagen ungewöhnlich warme, trockene Luft. Er tritt laut DWD auf, wenn Luftmassen über die Alpen hinwegströmen, Feuchtigkeit verlieren und sich beim Absinken erwärmen. „Das kann im Oktober Temperaturen deutlich über 20 Grad zur Folge haben“, sagt Egerer.

Kennzeichnend seien auch die klare Sicht und der Eindruck, die Alpen seien zum Greifen nah. Viele empfänden das Wetter als angenehm, manche klagten jedoch über Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme.

Dauerregen: Wenn es tagelang nass bleibt

Langanhaltender Regen entsteht Egerer zufolge nicht allein durch feuchte Luft, sondern durch besondere Druckverhältnisse. „Damit es zu Dauerregen kommt, braucht es zusätzlich einen Hebungsimpuls in der Atmosphäre“, erklärt sie. Nur dann steige die Luft auf und regne sich über denselben Regionen immer wieder ab.

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Ein aktuelles Beispiel schildert die Meteorologin so: Über Italien habe ein Bodentief gelegen, gleichzeitig habe sich in der Höhe ein weiteres Tief über Frankreich befunden. Diese Konstellation habe dazu geführt, dass Feuchtigkeit nach Deutschland transportiert und über mehrere Tage abgeregnet worden sei. Besonders betroffen seien Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gewesen – der DWD habe regional Dauerregenwarnungen herausgegeben.

Durch die klimawandelbedingte Erderwärmung könnte die Luft mehr Wasserdampf aufnehmen. Entscheidend, ob es dadurch auch zu Dauerregen komme, sei aber, ob es zusätzliche Druckgebilde und Hebungsprozesse gebe, so die Meteorologin.

Vb-Wetterlagen bringen Regenmassen mit sich

Bekannt ist Egerer zufolge zudem die Vb-Wetterlage. Der Name Vb, gesprochen: 5-b, stehe dabei für eine bestimmte Zugbahn eines Tiefdruckgebiets, das sich über dem warmen Golf von Genua gebildet habe und nach Nordosten ziehe, erklärt die Meteorologin.

Die Vb-Wetterlage bringe feuchte Luftmassen mit, die vor allem an den östlichen Mittelgebirgen, im Erzgebirge oder an den Alpen enorme Niederschlagsmengen verursachten. „Diese Wetterlagen sind besonders berüchtigt, weil sie bei großen Hochwasserereignissen in der Vergangenheit eine Rolle gespielt haben“, sagt Egerer.

Große Temperaturunterschiede und plötzliche Kaltfront-Gewitter

Deutliche Temperaturwechsel gehörten laut Egerer zum Herbst mit dazu. Ursache sei das Zusammenspiel von Tageslänge, Sonnenstand, Bewölkung und Wind. „Nachts kann sich der Boden stark abkühlen, weil es früher dunkel wird und dadurch die Wärme-Ausstrahlung länger anhält“, erklärt sie. Tagsüber habe die Sonne aber noch genug Kraft, die Luft zu erwärmen. So könne es vorkommen, dass morgens die Winterjacke nötig sei und nachmittags ein T-Shirt ausreiche.

Trotz sinkender Temperaturen seien auch Gewitter möglich. Warmluftgewitter träten zwar seltener auf, weil die nötigen Auslösetemperaturen nicht mehr erreicht würden, dafür komme es aber häufiger zu Kaltluftgewittern. „Über der Nordsee beispielsweise ist das Wasser im Herbst noch relativ warm. Wenn darüber Kaltluft einströmt, können die Temperaturunterschiede ausreichen, um Gewitter auszulösen“, so Egerer.

Graupel, Schnee und Frost: Vorboten des Winters

Ob Regen, Schnee oder Graupel falle, hängt laut Egerer entscheidend von den Luftschichten ab, die die Niederschläge auf dem Weg zum Boden durchquerten.

Schon im Oktober könne es Graupel geben. Dabei handle es sich um gefrorene Wassertropfen, die in der Wolke mehrfach von flüssigen Schichten überzogen würden und so kleine weiße Kügelchen bildeten. „Graupel tritt vor allem in Verbindung mit Schauern und Gewittern in der kühlen Jahreszeit auf“, erklärt Egerer. Schnee entstehe hingegen, wenn sich Eiskristalle in der Wolke verbänden und als Flocken zu Boden fielen.

In den Alpen sinke die Schneefallgrenze im Herbst bereits deutlich ab, sodass es dort regelmäßig zu den ersten Schneefällen komme, so Egerer. Auch höhere Mittelgebirgslagen könnten früh betroffen sein. Im Flachland seien zunächst eher Bodenfröste typisch: In klaren, windschwachen Nächten kühle der Boden so stark aus, dass sich Reif bilde. Dieser überziehe Gräser, Dächer und Autos mit einer dünnen Eisschicht. Besonders Tallagen im Erzgebirge seien dafür beispielsweise anfällig.

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